Flohmarktfundstücke – eure Fragen.
Einen schönen Sonntag allerseits! Heute morgen war hier in Kiel der letzte große Innenstadtflohmarkt vor der Winterpause und naja – “groß” war heute eher relativ. Bei grauem Nieselwetter hatten sich auf den sonst proppevollen Rathausmarkt gerade einmal drei Flohmarktstände verirrt und auch im Rest der Innenstadt waren die Verkäufer eher spärlich gesät.
Aber ganz ehrlich: ich kann es niemandem krumm nehmen, dass man sich da nicht hinstellen will bei dem Wetter. Trotzdem war ich auch ein bisschen sentimental, weil es mein letzter Lieblingsflohmarkt für dieses Jahr war, aber ein paar Flohmärkte wird’s bis Silvester schon noch geben.
Gefunden habe ich heute morgen tatsächlich nichts, aber ich wurde ein kleines Stückchen von den Kieler Nachrichten begleitet, die mir ein paar Fragen zum Thema Flohmarkt gestellt haben. Das hat mich auf die Idee gebracht auch bei euch mal nachzuhorchen, ob ihr eigentlich Fragen zum Thema Flohmarkt habt. Und siehe da: habt ihr!
Los geht’s:
Warum kaufst du auf dem Flohmarkt?
Das hat viele Gründe.
Zum einen, weil es einfach nachhaltiger ist, als neue Kleidung zu kaufen. Es werden hierfür keine neuen Ressourcen verbraucht und kein neues Kleidungsstück muss angefertigt werden. Natürlich muss man dabei auch in Betracht ziehen, dass viele Verkäufer sich von ihren Einnahmen auch wieder neue Kleidungsstücke kaufen werden und das nicht unbedingt bei Fairtrade-Labeln. Aber ich habe für mich entschieden, dass es besser ist einem Kleidungsstück ein zweites Leben zu schenken, als wenn es auf dem Müll landet, sobald es ersetzt wird. Und ja, dieses System funktioniert natürlich leider nur in einer Überflussgesellschaft, in der wir von allem zu viel haben. Würde jeder nur noch kaufen, was er wirklich braucht, würde man langlebigere Dinge kaufen, die man aufträgt und nicht weitergeben muss. Aber davon sind wir leider weit entfernt, also mache ich das Beste draus!
Zum anderen, weil ich auf Flohmärkten Marken, Schnitte und Materialien auftue, die ich beim Bummel in der Innenstadt gar nicht finden würde oder mir aber gar nicht leisten könnte. Ich kaufe mir im Schnitt hochwertigere Dinge und bin experimentierfreudiger.
… und weil ich es einfach total gern mag morgens um sechs über den Flohmarkt zu laufen ohne zu wissen, was ich wohl finden werde.
Verkaufst du auch selber?
Jep, ein bis zwei Mal im Jahr sortiere ich meinen Kleiderschrank durch und packe zwei Tüten: Eine geht als Spende ins Sozialkaufhaus und mit der anderen mache ich selber Flohmarkt. Dabei sind dann Teile, die ich doch nicht so viel getragen habe oder die eben einfach nicht passen. Ich sehe meinen Kleiderschrank aber auch eher als Durchgangsstation und nicht als Endstation für die Kleidung.
Wie findest du Flohmärkte?
Im Internet und in der kostenlosen Wochenzeitung “Kieler Express”, die bei uns immer im Treppenhaus ausliegt. Wenn ich nach Märkten google, dann gebe ich einfach immer “Flohmarkt Kiel + Datum x” ein. Dann landet man schnell auf den Portalen “Krencky24.de“, “meine-flohmarkt-termine.de” und “Flohmarkt-termine.net“. Da sind zumindest für Schleswig-Holstein fast alle Märkte gelistet. Dazu listet die Stadt Kiel die von städtischer Seite organisierten Märkte auf Kiel.de.
Bist du immer vor der angegebenen Startzeit dort?
Kommt auf den Markt drauf an. Bei Outdoor-Märkten in der Regel ja. Der Kieler Innenstadtflohmarkt öffnet zum Beispiel offiziell erst um 8. Aufbau ist aber ab vier Uhr morgens und ab da sind auch schon die ersten Käufer vor Ort. Da bin ich mit 6:00 im Sommer nicht die erste. Bei Indoor-Märkten bin ich meist so 15-20 Minuten eher da. Wenn man schon eher reinkommt, als angegeben: schön! Wenn nicht, stehe ich mir so aber auch nicht die Beine in den Bauch.
Wann ist die beste Zeit, um auf den Flohmarkt zu gehen?
Sagen wir’s mal so: je früher, desto weniger Konkurrenz. 😉
Im Sommer stehe ich meistens gegen 5 oder 5:30 auf, um früh dran zu sein. Dann ist es auch noch relativ leer und man kann in Ruhe stöbern. Jetzt im Herbst gehe ich erst los, wenn es hell ist. Ich hab’s auch ein paar Mal mit Taschenlampe probiert, aber das ist nicht so meins.
Ab 8 bis 8:30 wird es mir persönlich dann langsam zu voll auf den meisten Flohmärkten (ausgenommen sind natürlich Märkte, die später starten).
Was sind deine Kauf-Kriterien?
Ich schaue natürlich erstmal, ob das Objekt der Begierde gut in Schuss ist, also keine Löcher hat und auch sonst nicht zu verwaschen ist (Tipp bei Jeans: immer gucken, ob der Stoff im Schritt noch gut in Schuss ist). Dann gucke ich von welcher Marke das Teil ist. Kleidungsstücke von Primark (Hausmarke “Atmosphere”) lasse ich grundsätzlich liegen.
Ansonsten schaue ich, aus welchem Material die Teile sind. Teile aus Polyester oder Acryl kommen mir nicht mehr ins Haus.
1) Weil die Sachen oft eine sehr kurze Halbwertszeit haben und schnell Pilling bekommen.
2) Weil ich lieber natürliche Materialien auf der Haut trage und diese grundsätzlich umweltfreundlicher sind.
Zu guter Letzt frage ich mich dann: brauche ich das. Ich gehe im Kopf meinen Kleiderschrank durch und überlege, ob das Teil zum Rest passt und ob ich es wohl tragen würde. Manchmal sind auch kleine Experimente dabei. Z.B. dieser gelbe Pulli war eine farbliche Premiere im Kleiderschrank, bei der ich nicht wusste, ob das passt.

Suchst du nach bestimmten Marken?
Nicht wirklich, aber man assoziiert mit bestimmten Marken natürlich eher, dass sie hochwertig sind, als bei anderen. Gezielt suche ich aber keine bestimmten Marken.
Wie machst du das mit den Größen? Woher weißt du ob etwas passt, wenn du es nicht anprobieren kannst?
Mit der Zeit bekommt man tatsächlich ein ziemlich gutes Gefühl dafür, was passt und was nicht passt. Jacken und Mäntel probiere ich grundsätzlich einmal über, um zu sehen, ob die an den Schultern und Armen gut sitzen. In Schuhe schlüpfe ich, wenn möglich, kurz rein.
Ansonsten liege ich meistens richtig. Wenn mal etwas nicht passt, dann wandert es direkt in meine eigene Flohmarktkiste oder zu Kleiderkreisel. Ich mache eh ein bis zwei Mal im Jahr Flohmarkt, da kommt es auf ein Teil mehr oder weniger in der Kiste nicht an.
Wer unsicher ist, kann sich übrigens auch einfach ein Maßband mit auf den Flohmarkt nehmen und nachmessen, ob’s passt.

Ups, die Hose war dann doch zu groß. Aber macht nichts, sie findet bald ihr neues Heim.
Wie entscheidest du, was du ausgeben möchtest und hast du eine Verhandlungstaktik?
Schwierige Frage, weil die Antwort recht vielschichtig ist. Aber vorweg: ich kaufe inzwischen nur noch bei netten Leuten. Ist jemand zickig oder unfreundlich, dann kann ein Stück noch so schön sein – es wird nicht mitgenommen. Diese schlechte Laune steckt dann nämlich auch in meinem Kleiderschrank und ich erinnere mich ständig daran – muss nicht sein.
Ansonsten kommt es natürlich stark drauf an, was ich vor mir habe. Ich entscheide das tatsächlich meistens spontan und gehe nicht nach einem festen Schema vor. Bevor ich frage, was etwas kosten soll, mache ich mir meistens kurz Gedanken, was ich dafür bezahlen würde. Ist das, was der Verkäufer verlangt, in der Nähe von meinem Limit, beginne ich zu verhandeln. Wie “hart” ich verhandle hängt dann von vielen Faktoren ab.
Manche Flohmärkte haben tatsächlich ein höheres Preisniveau, als andere und es macht natürlich auch einen Unterschied, ob man etwas vor sich hat, was einen Neupreis von 250 oder 39 Euro hatte. Daher gibt es kein Rezept dafür, wie genau eine Verhandlung ablaufen sollte. Manche sagen, man sollte bei der Hälfte des veranschlagten Preises mit der Verhandlung starten. Ich finde es angenehmer bei etwa 2/3 oder 3/4 des verlangten Preises zu starten. Liegt ein Preis aber weit unter meinem Limit, dann handle ich auch manchmal gar nicht oder frage nur, ob es einen Euro günstiger auch O.K. für den Verkäufer wäre.
Aber mal als Beispiel: Ich sehe einen Pullover, der mir gefällt, der Pullover soll 12 Euro kosten. Ich habe mir im Kopf ein Limit von 10 Gesetzt. Dann beginne ich meine Verhandlung bei 7-8 Euro und hoffe, dass ich am Ende bei 9-10 Euro Kaufpreis liege.
Am wichtigsten finde ich immer, dass am Ende beide Seiten glücklich sind und nicht einer in Grund und Boden gehandelt wurde. Da bezahle ich hier und da lieber einen Euro mehr, als das jemand am Ende frustriert ist.
Lohnt es sich immer wieder auf den gleichen Flohmarkt zu gehen?
Ja! Es sind schließlich jedes Mal andere Verkäufer vor Ort und das Warenangebot wechselt von Mal zu Mal. Findet man einmal nichts auf einem Markt, sollte man dieses also nicht gleich als schlechten Markt abstempeln. Man kann schon beim nächsten Termin ganz viele tolle Dinge finden.
Welche Indoor- und Winterflohmärkte kannst du empfehlen?
Ich mag im Winter gern den Flohmarkt bei CITTI, der dann in der Tiefgarage des Parkhauses stattfindet. Und es gab in den vergangenen Jahren immer mal Flohmärkte im Mmhio (Mädels-Flohmarkt), in der Mensa 1 (organisiert von der Jungen Union) und im Bürgerhaus in Kronshagen (wo man darauf besteht, dass es eine Kleiderbörse ist und kein Flohmarkt!) die fand ich auch super.
Auf dem Flohmarkt im Karstadt-Parkhaus habe ich tatsächlich fast noch nie etwas gefunden. Bei den großen Märkten in der Sparkassen-Arena war ich tatsächlich noch nie, weil ich meist keine Lust habe Eintritt für einen Flohmarkt zu bezahlen.
Kaufst du auch in Second-Hand-Läden oder Sozialkaufhäusern? Kannst du Second-Hand-Läden in Kiel empfehlen?
Ich habe früher recht viel in Second-Hand-Läden gekauft, aber seitdem ich den ein oder anderen Second-Hand-Laden-Besitzer auf den Kieler Flohmärkten gesehen habe, kann ich nur noch schwer dort einkaufen. Natürlich ist es nicht verwerflich, dass Händler auf Flohmärkten zukaufen, aber ich habe immer eine kleine “Wärest du fünf Minuten früher aufgestanden, hättest du das Teil auch günstig auf dem Flohmarkt geschossen.”-Stimme in meinem Kopf. Dazu kommt, dass ich durch die Flohmarkt-Preise tatsächlich recht verwöhnt bin.
An Sozialkaufhäusern habe ich in Kiel bisher noch nichts ausgetestet, aber vielleicht schaue ich über den Winter mal, was man dort so finden kann. Ich hörte, dass das “Echt.gut” sehr schön sein soll.
Kennst du gute Websites zum Kaufen und Verkaufen?
Na klar! Ich bin seit vielen Jahren bei Kleiderkreisel angemeldet und finde es total praktisch, dass man dort inzwischen auch gezielt nach Angeboten in der eigenen Region schauen kann. Das spart nicht nur Porto, sondern auch Ressourcen.
Ansonsten gucke ich auch viel bei Ebay-Kleinanzeigen.
Was ist dein liebstes Flohmarktfundstück?
Hach, es gibt so viele schöne. Aber dieser Mantel ist auf alle Fälle vorne mit dabei. Den hab’ ich letztes Jahr in Lutterbek auf dem Flohmarkt gekauft und er ist ein Grund dafür, dass ich mich auf den Winter freue.


Ich hoffe, damit konnte ich eure wichtigsten Fragen beantworten. 🙂