Nachhaltigkeit & Ich – Teil 1: Alltag, Klamotten, Essen

Nachhaltigkeit ist gerade voll im Trend. Plötzlich sind alle nachhaltig unterwegs – sogar Mango und H&M springen inzwischen auf den Zug auf und bringen Kollektionen aus Bio-Baumwolle raus. Aber was genau ist das eigentlich – “Nachhaltigkeit” und wie lässt sie sich im Alltag umsetzen? [Dieser Post enthält Markennennungen & Kaufempfehlungen, die ich selbst gekauft habe] Der Duden definiert sie so:
Nachhaltigkeit, die: längere Zeit anhaltende Wirkung (Forstwirtschaft) forstwirtschaftliches Prinzip, nach dem nicht mehr Holz gefällt werden darf, als jeweils nachwachsen kann (Ökologie) Prinzip, nach dem nicht mehr verbraucht werden darf, als jeweils nachwachsen, sich regenerieren, künftig wieder bereitgestellt werden kann
Klingt plausibel. Ein nachhaltiges Leben ist demnach darauf ausgelegt, dass man so handelt und konsumiert, dass die Rohstoffe, die für das Leben gebraucht werden, nachwachsen können, um auch in der Zukunft so leben zu können, wie man es jetzt tut.
Aber was bedeutet das im Alltag? Ich würde über mich sagen, dass ich mich bei weitem nicht zu 100% nachhaltig in dieser Welt bewege. Ich produziere zum Beispiel noch viel zu viel Plastikmüll und wenn ich mir so ansehe, wohin ich in den letzten Jahren so geflogen bin – naja. Ihr wisst, worauf ich hinaus will. Ein nachhaltiges Leben ist nicht ganz einfach. Man muss Geduld haben, planen, sich informieren, Fragen stellen, manchmal auch verzichten und vor allem ist es nicht ganz günstig. Ich kann es völlig verstehen, wenn nicht jeder Mensch die Zeit und das Geld hat, um so zu leben. Nachhaltigkeit ist in unserer Gesellschaft leider noch immer ein Luxus.
Nachhaltigkeit bedeutet für mich persönlich (und ich wette, dass viele Leute da andere, ganz persönliche Meinungen zu haben), dass ich mit bedacht wähle, was ich kaufe und konsumiere und das ich mich bemühe, meine Lebensmittel so regional und umweltfreundlich zu beziehen, wie möglich und auch sonst mein Leben möglichst umweltfreundlich zu gestalten. Ich versuche im Folgenden einmal zu umreißen, wie ich das mache.
Das fängt bei ganz simplen Dingen, wie der Stromversorgung an: ich bin seit Jahren Ökostrom-Kunde und beziehe meinen Strom aus regenerativen Energien. Wenn ich im Alltag von A nach B kommen muss, versuche ich zu Fuß oder mit dem Rad zu fahren. Wenn das nicht geht, nehme ich den Bus. Für Erledigungen, für die ich ein Auto benötige, habe ich (seitdem das Auto kaputt gegangen ist) einen Account beim Carsharing StattAuto hier in Kiel. Das funktioniert bisher immer einwandfrei und ich kann es sehr empfehlen, im CarPool sind sogar Elektroautos verfügbar. Wenn ich aus dem Haus gehe, nehme ich eigentlich immer eine wiederbefüllbare Wasserflasche mit (meine ist von Nalgene) oder für Kaffee einen Thermobecher (meiner ist von Primus). Zum Einkaufen kommt jetzt immer brav der Jutebeutel mit und zum Bäcker nehme ich einen kleinen Baumwollbeutel mit, in den dann die Brötchen kommen.
Weiter geht es bei Kleidung: mein Kleiderschrank besteht zu – geschätzt – 90% aus Klamotten aus zweiter Hand, die ich meistens auf dem Flohmarkt kaufe und die ich, nachdem ich sie nicht mehr tragen mag, wieder dort verkaufe oder aber spende. Ich mag es total, am Wochenende morgens früh aufzustehen, auf die Suche nach neuen Klamotten zu gehen und doch nicht zu wissen, was ich am Ende finden werde. Klar, dieser Kreislauf funktioniert nur, mit Konsum auf der einen Seite, aber besser ich kauf’s, als das es auf dem Müll landet oder anderswo die Märkte kaputt macht.
Wenn ich doch mal etwas bestimmtes suche, schaue ich zunächst einmal auf Kleiderkreisel, bei Ebay Kleinanzeigen oder aber bei Labels, von denen ich weiß, dass sie fair und nachhaltig Produzieren. Meine liebsten Marken sind hierbei Armedangels, Veja und – was Unterwäsche angeht – Ehrlich Textil. Meistens bestelle ich diese über Avocadostore.de – die Auswahl dort ist super.

Der Fair-Fashion Markt ist relativ undurchsichtig und viele Zertifikate sehr schwammig gehalten. Aktuell ist Nachhaltigkeit und Fair Fashion ein großer Trend, auf denen auch die Großen, wie H&M, C&A und Mango aufspringen wollen. Aus Bio-Baumwolle gefertigte Kollektionen werden gerade beworben wie sonstwas. Ich halte da nicht viel von. Bio Baumwolle: Glückwunsch, immerhin etwas! Aber die Art und Weise, wie Produziert wird, ändert sich dennoch nicht. Das zeigt sich besonders am kompostierbaren Bio-Shirt von C&A, über das ihr hier im Video etwas lernen könnt.
Selbes gilt für das Label “Made in Europe” oder die Aussage, dass am Produktionsort der gesetzliche Mindestlohn gezahlt wird. Dieser ist oftmals so niedrig, dass man nicht davon leben kann und auch in Europa kann Kleidung unter unschönen Bedingungen gefertigt werden (andersrum ist aber auch nicht jede Textilfabrik in Bangladesh oder China schlecht). Wenn euch das Thema interessiert, empfehle ich den “A Mindful Mess”-Podcast von DariaDaria zu dem Thema.
Wenn ich also eine Marke auftue, von der ich etwas kaufen möchte, schaue ich immer erstmal, was ich über sie herausfinden kann, wie dort Produziert wird, etc. – eine tolle Liste, mit vertrauenswürdigen Labels findet ihr hier.
Kommen wir nun zum Thema Essen. Ich glaube, hier scheiden sich die Geister. Ich persönlich lebe weder vegetarisch noch vegan, konsumiere Fleisch und andere tierische Produkte aber sehr bewusst und wenig. Wenn ich Fleisch oder tierische Produkte kaufe, dann ausschließlich vom Bio-Bauern und wenn möglich ganz regional. Ich möchte, dass das Tier artgerecht gehalten wurde, sich ausreichend auf einer Weide bewegen konnte und so wenig wie eben möglichen leiden und Stress empfinden musste (und ja, hier könnte man jetzt lang und breit diskutieren – Was ist artgerecht? Wie definiert man Leid? Etc.). Ich esse sehr wenig Fleisch, wenn meist am Wochenende – alleine schon, weil ich es mir öfter gar nicht leisten könnte.
Bei Gemüse und sowas wie Haferflocken, Mehl, etc. möchte ich, dass der Anbau dieser Lebensmittel so von statten geht, dass die Anbauflächen nicht verdichtet und mit Pestiziden verseucht werden. Ich glaube, dass wir nur so noch dafür Sorge tragen können, dass es auch in 50 oder 100 Jahren noch genügend Essen gibt und die Flächen, auf denen angebaut wird, nur so nutzbar bleiben. Ich versuche darauf zu achten, dass ich diese Lebensmittel von kleinen Höfen in der Umgebung oder aus lokalen Mühlen beziehe und das ich mich bedarfsgerecht eindecke, um möglichst wenig wegwerfen zu müssen. Ich nehme mir immer wieder vor, auch mal wieder mehr im Kieler Unverpackt Laden einzukaufen, aber da muss ich noch ein wenig an meiner eigenen Disziplin feilen – dabei ist der doch direkt hier um’s Eck.

Der Vollständigkeit halber, möchte ich auch noch ein klein wenig auf Kosmetika und Putzmittel eingehen. Hier schaue ich einfach darauf, dass die Produkte nach Möglichkeit wiederbefüllbar sind und das kein Mirkoplastik enthalten ist. Das ist gar nicht so schwer. Ansonsten stecke ich in dem Thema leider nicht so sehr drin. Beim Thema Hautpflege schwimme ich auch noch etwas. Aktuell benutze ich für meine aufkommende Winterhaut morgens, nach dem Duschen, erst Aloe Vera und dann einige Tropfen Jojobaöl – anschließend nutze ich aktuell Make-up von Lavera, das mir sehr ergiebig erscheint. Wenn es in den kalten Wind rausgeht, kommt noch etwas Cold Creme von Weleda auf die Wangen.
Zum Thema Zero Waste im Bad hat Maren von Minzawillsommer übrigens gerade erst einen schönen, ausführlichen Artikel geschrieben den ich euch sehr empfehlen kann. Bevor ich mir hier weiter einen abbreche zu dem Thema, seid ihr dort besser aufgehoben.
Ich hatte eigentlich geplant diesen Artikel in einem Stück runterzuschreiben, aber das Thema ist einfach viel zu komplex, also habe ich mich an dieser Stelle dazu entschieden einen kleinen Cut zu machen. Im zweiten Teil wird es dann um die Vereinbarkeit von Bloggen und Nachhaltigkeit und nachhaltiges Wohnen gehen.
Bis dann! 🙂