Raus mit den Tauben, das Netz ist da!
Was haben mich diese Tauben in den Wahnsinn getrieben. Erst das (zu spät bemerkte) Nest im letzten April mit den zwei Jungen und dann das Elternpaar, dass wir einfach nicht mehr losgeworden sind. Wir haben geklatscht, mit Wasserpistolen auf die geschossen und die Balkonkästen mit Schaschlikspießen bestückt, damit sie sich dort nicht mehr hinsetzen konnten. Das Hochbeet, in das ich so viel Arbeit gesteckt habe, musste ständig zugebaut bleiben und alle paar Tage musste der Balkon auf’s neue vom Taubendreck befreit werden. Ich sag’s wie es ist: wir haben kapituliert und eingesehen, dass ein Netz her muss.
Eigentlich wollten wir das ja unseren Vermieter machen lassen. Seine Ansage war aber die, dass wenn dann alle sechs Balkone ein Netz bekommen müssten. Da die Bewohner im ersten Stock aber keine Probleme mit den Tauben haben, wollten sie natürlich sehr ungern ein Netz haben. Und so zog es sich irgendwie hin. Jetzt haben wir, nachdem die Tauben während unseres Urlaubs und zwischen meinen Schaschlikspießen auf meinem Majoran zwei Eier gelegt hatten, keinen Bock mehr gehabt. Ein Netz musste her und zwar schnell, das ging so nicht mehr weiter (auch wenn es durchaus zwischendurch sehr erheiternd war mit diesen Tauben).

Es galt also den Balkon von den Tauben abzuschotten und ich fühlte mich ein bisschen wie Mini-Seehofer (nur ohne Plautze und irgendwie trotzdem sympathischer), als ich plante unseren Balkon gegen die unerwünschten Gäste abzuschotten. Das ist übrigens gar nicht sooo einfach, wenn man eine 3m hohe Balkonöffnung im dritten Stock hat und nicht auf eine Leiter steigen möchte. Was haben wir also getan?
Ich wollte eigentlich ein Gerüst aus Baulatten zusammenzimmern und das Netz daran festbacken. Aber meine Mutter hatte eine noch viel bessere Idee: Bambus! Immerhin baut man daraus in Japan und Co ganze Baugerüste. Da muss das doch für ein einfaches Taubennetz herhalten können.
Wir fuhren also ins Gartencenter und deckten uns mit Bambus, einem Katzennetz (transparent, 3x6m), Kabelbindern, verzinktem Draht und Sisalband ein. Da unser Balkon eine länge von 4,6 Metern hat, haben wir einfach zwei lange Bambusstangen auf diese Länge zusammengebunden und das Netz darauf aufgezogen. Das lässt sich, bei einer Netzweite von 5x5cm, ziemlich einfach bewerkstelligen.




Als nächstes wurde es ziemlich kniffelig, daher gibt es von diesem Schritt auch keine Fotos und ich versuche mal so gut es geht zu beschreiben, was wir da verzapft haben. Wir haben die lange Stange mit dem Netz auf den Balkon getragen und mit der zukünftigen Außenseite nach oben hingelegt.
Anschließend haben wir eine lange Stange nach der anderen (jeweils 3m lang) an der Stange festgebunden. Dafür haben wir sie erstmal mit verzinktem Draht festgetüddelt und anschließend – der Optik halber – mit Sisal verkleidet. Dabei hing ein Großteil der Stangen frei über der Balkonbrüstung und ich hatte etwas Angst, dass wir Abrutschen und uns die Stange vom Balkon fällt.
Als also alle drei Stangen befestigt waren, haben wir die langen Stangen angehoben und “nach drinnen geholt” das ging ganz gut, weil unser Balkondach zur Hauswand hin ansteigt und wir damit Platz hatten zu “rangieren”. Das Netz hing dann erstmal wie eine Gardine runter und musste nun bloß noch fixiert werden.



Dazu haben wir es links und rechts jeweils mit etwas Band festgebunden und am unteren Ende zwei Bambusstangen eingefädelt, die wir dann an der Balkonbrüstung mit Draht befestigt haben.
Die noch übrige offene Ecke über dem Hochbeet haben wir anschließend ausgemessen und ihre Umrisse mit Bambusstangen nachgebaut, das Netz dort eingefädelt und das ganze Stück in einem Rutsch auf dem Balkon fixiert.

Hier und da noch ein Kabelbinder für besseren halt: zack, feddich.
Was mich auf jeden Fall schonmal gefreut hat: die Tauben bleiben zwar draußen, Insekten wie Hummeln und Bienen kommen aber weiterhin rein. Ansonsten bin ich noch etwas skeptisch, was das Netz angeht. Einerseits freue ich mich sehr, dass die Tauben nun draußen bleiben, andererseits löst das Netz bei mir Momentan noch merkwürdige Gefühle aus. Einerseits ist der Balkon dadurch etwas abgeschiedener und wirkt in sich geschützter. Andererseits schaue ich aus der Küche und vom Schreibtisch aus nun auf ein Netz, dass bei mir irgendwie ein beklemmendes Gefühl auslöst. Ich hoffe, dass ich mich daran noch gewöhnen werde.




Aber die Hauptsache ist ja: keine Tauben mehr! Das ist auf jeden Fall schon eine Befreiung an sich.
Und in einer Sache sind wir uns hier einig: für ein hässliches Netz, ist es ganz schön geworden.