SANTE, ich muss mich leider von dir trennen. Es ist aus mit uns.
[WERBUNG/ weil ich hier zu Marken verlinke, deren Kauf ich euch (zum Teil) nicht mehr empfehlen kann] Es hat Jahre gedauert, bis ich mal die eine Spülung gefunden habe, die mein fizzeliges, stumpfes Haar so richtig schön aussehen lässt, ohne es zu beschweren. Das Wundermittel kommt aus dem Hause SANTE, kommt ohne Silikone, Mikroplastik und Palmöl aus, riecht gut und ist vom Preis-Leistungs-Verhältnis her OK. Eigentlich perfekte Voraussetzungen für eine lange Zeit zusammen, wenn man mal vom Plastikmüll, den es produziert absieht. Und jetzt muss ich mich dennoch trennen. Schluss machen mit meiner Haarspülung, die ich so sehr geliebt habe.
Schluss mache ich übrigens auch mit meiner geliebten Zahnpasta, auf die ich erst vor einigen Monaten umgestiegen bin. Der Grund ist ganz simpel: SANTE gehört zur Firma Logocos mit Sitz bei Hannover und die wird aktuell von L’Oreal aufgekauft.
“Die LOGOCOS Naturkosmetik AG macht natürliche Pflege seit 1978 zum Vergnügen für die ganze Familie. Das naturverbundene Unternehmen hat seinen Sitz an der „Kräuterwiese“ in Salzhemmendorf nahe Hannover. Die ständige Weiterentwicklung aller Produkte steht nach ökologischen Grundsätzen immer im Vordergrund. Faire Arbeitsbedingungen gehören zum Selbstverständnis des Unternehmens LOGOCOS Naturkosmetik AG und damit auch zu den Marken SANTE, LOGONA, Heliotrop, FITNE und Ihre Klassiker. Alle Produkte werden ohne chemisch-synthetische Farb- und Duftstoffe hergestellt.” (Quelle)


Diese AG, für deren Philosophie sich klar gegen Tierversuche ausspricht und die auch sonst umweltbewusst agiert, wurde nun also von L’Oreal übernommen. L’Oreal ist ein Global Player in der Kosmetikbranche, gehört zu 23,9% Nestlé (Quelle) und kommt, auch wenn sie gern das Gegenteil behaupten, nicht ohne Tierversuche aus (Quelle).
Wie passt das also zusammen, dass ein kleines Naturkosmetik Unternehmen aus Hannover mit so einem Konzern zusammengeht? Ich verstehe es nicht wirklich. Denn die Philosophien beider Unternehmen passen für mich nicht zusammen. Ich habe Logocos mal eine Mail geschrieben und nachgefragt. Falls ich eine Antwort bekommen sollte, lasse ich es euch wissen.
Seitens L’Oreal ist der Kauf von Logocos eine kluge Entscheidung. Naturkosmetik ist gerade groß im Kommen und L’Oreal hat bisher keine Naturkosmetiklinie im Programm (auch wenn sie es mit “the Body Shop” schonmal in die Richtung probiert haben, aber gescheitert sind und sie mit der “Botanicals-Kollektion” so getan haben, als seien sie jetzt auch naturkosmetik-mäßig unterwegs). Zu diesem Zeitpunkt eine kleine Marke, die sich seit den späten 70’er Jahren bereits eine Vertrauensbasis und einen Kundenstamm erarbeitet hat, aufzukaufen und für den globalen Handel auszubauen ist schlau und passt in das Handlungsmuster von L’Oreal (mehr dazu könnt ihr in diesem Artikel vom Handelsblatt lesen). So bekommt man auch etwas vom Naturkosmetik-Kuchen ab ohne selbst eine neue Marke etablieren zu müssen. Es reicht ja völlig ein bestehendes Konstrukt auf Weltmarktniveau aufzublähen.
Unilever hat das Beispielsweise mit Ben&Jerry’s ähnlich gemacht und kann nun immer darauf verweisen, dass man sich mit dieser Marke für Nachhaltigkeit und Bio einsetzt. Und genau das ist es auch in diesem Fall, was bei vielen Leuten ankommt: Auf meine Story von gestern, in der ich geschrieben habe, dass ich meine Zahnpasta von SANTE nun nicht mehr kaufen werde, habe ich mehrfach die Nachricht bekommen, dass es doch kein Grund sei für einen Boykott, dass die Marke nun L’Oreal gehöre. Das sei doch seitens L’Oreals ein toller Schritt in Richtung Nachhaltigkeit.
Das, liebe Leute, ist genau das, was L’Oreal damit erreichen will, dass solche Marken ihnen ein grünes Image verleihen. Man nennt diese PR-Strategie auch “Greenwashing”.
Das “bezeichnet den Versuch von Unternehmen, durch Marketing- und PR-Maßnahmen ein „grünes Image“ zu erlangen, ohne allerdings entsprechende Maßnahmen im Rahmen der Wertschöpfung zu implementieren. Bezog sich der Begriff ursprünglich auf eine suggerierte Umweltfreundlichkeit, findet dieser mittlerweile auch für suggerierte Unternehmensverantwortung Verwendung.” (Quelle)
Somit kann man als große Marke ganz wunderbar so tun, als sei man jetzt auch total nachhaltig unterwegs und im Hauptgeschäft einfach so weiter machen, wie bisher. (Ähnliche Beispiele sind die tollen Schuhe von Adidas aus Meeresplastik – ich empfehle dazu das Buch “Die grüne Lüge” von Kathrin Hartmann)
Wie genau sich die Übername von Logocos auf deren Produkte auswirken wird, ist derzeit noch völlig unklar. Sollte die Marke weltweit etabliert werden, würde man spätestens auf dem Chinesischen Markt Probleme mit der bisherigen Philosophie bekommen – denn hier sind Tierversuche bei einigen Produkten weiterhin Pflicht. Auch bleibt abzuwarten, in wieweit L’Oreal die Produktion und die Inhaltsstoffe antasten wird.
Für mich ist diese Übernahme aber, in egal welcher Konstellation, ein klarer Grund dafür die Logocos Marken SANTE, Logona und Co aus meinem Bad zu verbannen. Ich möchte nämlich nicht mit dem Kauf dieser Marken indirekt L’Oreal und Nestlé unterstützen. Das tue ich in meinem regulären Kaufverhalten in der Regel schon nicht mehr und da werde ich für meine Zahnpasta und meine Haarspülung auch keine Ausnahme für machen. Die Spülung wollte ich ohnehin demnächst gegen eine feste Spülung austauschen, um weniger Müll zu erzeugen. Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür gekommen.

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