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Venedig – ein Labyrinth aus Kanälen und Gassen

Eigentlich will man nur geradeaus den Kanal hinunter gehen – aber das geht nicht. Man muss stattdessen links, über die Brücke, dann wieder rechts und nochmal links und auf einmal ist man irgendwo, wo man gar nicht hin wollte, wo es aber trotzdem hübsch ist. Ich nehme euch in diesem Post mit in das wohl schönste Labyrinth der Welt.


Ankommen

Von Hamburg aus fliegt man knappe 1 ½ Stunden zum venezianischen Flughafen. Von dort aus muss man allerdings nochmal etwa eine Stunde zur Stadt hin einplanen. Und man muss sich direkt entscheiden: Wasserbus oder Landbus. Der Landbus wäre zwar günstiger, braucht aber auch viel länger. So ein Wasserbus klingt hingegen schonmal ziemlich gut und mal ehrlich: wie oft fährt man sonst mit so einem Ding? Also ab zur Haltestelle der Wasserbusse.


Auf dem Weg dorthin zog hinter uns eine ziemlich dunkle Unwetterwolke auf, die pünktlich als wir im Wartehäuschen waren (das wie alle Wartehäuschen in Venedig ein ziemlich wackelnder Ponton im Wasser ist), anfing wie aus Eimern zu schütten. Es wurde windig und ich war mir nicht so sicher ob das mit dem Wasserbus so eine gute Idee war. War es aber. Komischer Weise wackeln die Dinger nämlich gar nicht so schlimm wie man, gemessen an Fahrweise und Wellengang, denken würde. Stattdessen sorgte das Unwetter zusammen mit dem Sonnenuntergang für eine atemberaubende Stimmung in der Lagune (inklusive Regenbogen, der so schön war, dass ich ganz vergessen habe ihn zu fotografieren).



Unsere Unterkunft

Unsere Herberge war ein kleines Bed&Breakfast mit dem Namen Casa in Laguna auf der Nordseite Venedigs, unweit der Haltestellen Fondamente Nove und Ospedale. Die Unterkunft hat insgesamt drei Zimmer, zwei davon sogar mit Balkon zum Rio di Santa Giustina. Die Zimmer haben alle ein eigenes Bad und sind zwar einfach, aber vollkommen ausreichend eingerichtet. Morgens gibt es ein kleines Frühstück und Kaffee satt für einen guten Start in den Tag. Man sich aber auch selbst gut noch mit eigene Sachen dazu kaufen und diese im eigenen Kühlschrankfach lagern. Das Beste am Frühstück ist allerdings das man  es gemütlich auf dem Balkon verputzen kann. Man muss allerdings mit den neidischen Blicken der anderen Touristen rechnen, die auf Booten den Kanal entlang schippern, denn in welchem Hotel kann man schon so schön am Kanal sitzen und frühstücken?!

Venedig 

Ich muss ganz ehrlich sagen: Venedig hatte ich als Urlaubsziel irgendwie gar nicht auf dem Schirm – ich musste die Reise erst zum Geburtstag geschenkt bekommen. Aber im Nachhinein kann ich sagen: Es ist eine Reise wert! Die Stadt ist einfach mal ganz was anderes – wie ein kleines Labyrinth und man muss gewisse Dinge einfach ausblenden und mit Humor nehmen um die Stadt zu genießen. Man (bzw. ich) verläuft sich andauernd und wenn man gerade denkt man wäre auf dem richtigen Weg steht man in einer Sackgasse an einem Kanal und kommt nicht auf die andere Seite, weil genau da, wo man gerade steht, keine Brücke über den Kanal führt.


Man kann der Stadt aber nicht böse sein weil die Ecken, in die es einen auf diese Weise verschlägt, einfach zu schön anzusehen sind und irgendwie kommt man ja trotzdem ans Ziel – es dauert halt nur etwas länger. Wir haben uns im Vorfeld keinen wirklichen Plan gemacht was wir alles sehen und wann wir wo hin gehen wollten. Klar, der Canale Grande und der Marcusplatz standen schon auf der Agenda und einen Lonely Planet hatten wir auch immer dabei, aber wann wie und wo – das haben wir einfach mal offen gelassen. Dazu kamen zahlreiche tolle Tipps von lieben Leuten auf Instagram, die sich auch wirklich gelohnt haben!

Tag1 Am ersten Tag haben wir Venedig zu Fuß erkundet und sind wir erstmal zum Canale Grande gelaufen. Mein erster Eindruck vom Kanal war “oh Gott sind das viele Gondeln? Wie kann das nur romantisch sein?” – damit war der Plan Gondel zu fahren aus dem Kopf gestrichen.

Aber an sich ist das bunte Treiben auf dem Wasser sehr hübsch anzusehen. Wir haben dann die light-Version, ein Traghetto (eine Art Gondel-Fähre), genommen, um auf die andere Seite zum Rialto-Markt zu kommen. Dort gibt es täglich frische Waren und man kann ganz nett einmal drüber bummeln und sich einen kleinen Snack für unterwegs besorgen.



Die Rialto Brücke war leider gerade wegen Restauration in Gerüsten eingepackt, aber wir sind trotzdem einmal drüber gelaufen. Ich persönlich fand’ es nicht besonders reizvoll, da die meisten Läden auf der Brücke doch nur Touristen-Shops sind. Also ging’s nach einer kurzen Mittagspause weiter durch die kleinen Gassen über unzählige Brücken weiter zur Kirche Santa Maria Gloriosa dei Frari – kurz: Frari – einer der größten Kirchen Venedigs. Wie so viele Kirchen in Italien kostet auch diese Eintritt aber es lohnt sich wirklich sehr. In ihr befinden sich unter anderem das Mausoleum von Canova (das mich persönlich sehr beeindruckt hat), das imposante Grab eines Dogen und eine Mariendarstellung, die der Legende nach wegen ihrer leuchtenden Handgelenke schon so einige Mönche ihr Keuschheits-Gelübde gekostet hat. Also reingehen lohnt sich (man darf aber keine Fotos machen)!


Danach ging es dann weiter am Canale Grande entlang zum Fondamenta Salute, also dem äußersten unteren Zipfel des Kanals, wo die Dogana di Mare und die Kirche Maria della Salute, die als Dank für das Ende der Pest erbaut wurde, stehen. Danach ging es erschöpft zurück in unsere Unterkunft.

Tag 2 Für den zweiten Tag hatten wir geplant das wir uns ein 3-Tages-Nahverkehrsticket kaufen, um die Stadt auch zu Wasser zu erkunden. Regulär kostet eine Karte 7.50 Euro – für 40 Euro bekommt man ein 72-Stunden-Ticket für die Vaporettos, also die Wasserbusse (junge Leute und Studenten zahlen nur 22 Euro).


Bei mäßig gutem Wetter sind wir dann erstmal wild drauf losgefahren – einmal die Küste entlang, zum Hafen und vorbei an den Kreuzfahrern, am Bahnhof entlang, den Canale Grande hoch und schließlich zum Garten der Biennale. Vaporetto fahren macht riesigen Spaß. Die Schiffe sind oftmals sehr voll und während die Einheimischen gemütlich im Innenraum sitzen, drängeln sich die Touris im Außenbereich um die besten Fotos. Die Vaporettos fahren relativ eng getaktet, sodass man beinahe überall einfach mal aussteigen, sich umsehen und anschließend weiterfahren kann. Nachdem uns im Biennale Garten irgendwie nicht die Lust überkam hineinzugehen, ging es weiter zum Arsenale, wo früher die venezianischen Schiffe gebaut wurden. Das “Geheimrezept” für die Schnelligkeit, in der die Boote damals gebaut wurden, auszuplaudern, stand unter Todesstrafe.

Tag 3 Am dritten Tag war das Wetter zum Glück wieder besser. Wir sind trotzdem erstmal wieder rein gegangen und zwar in den Dogenpalast. Drinnen erwarten einen Pomp, Prunk, ein toller Ausblick auf San Marco und ein spannendes Gefängnis. Danach waren wir auch noch in der Kirche San Marco, dort hätte man allerdings für jede interessante Ecke extra zahlen müssen, deswegen war ich irgendwie nicht so begeistert.


Ebenfalls einen tollen Ausblick hatten wir danach von der Insel San Giorgio, wo man vom Kirchturm der Kirche San Giorgio einen tollen 360-Grad Blick über Venedig und die Lagune hat. Das schöne ist, dass es dort oben nicht ganz so voll ist, wie in einigen anderen Touristenattraktionen in Venedig. Und Liebe kieler, fällt euch bei dem Panorama was auf? Der Campanile, also der Marcusturm, sieht dem Kieler Rathausturm verdammt ähnlich. Das liegt daran, dass er beim Bau tatsächlich das Vorbild für seinen kleinen Bruder hier in Kiel war.


Abends hat es uns dann noch in den Palazzo Ca’ d’Oro verschlagen. Hauptsächlich weil ich von der wunderschönen Fassade und den tollen gotischen Laubengängen so fasziniert war, dass ich umbedingt rein wollte. Der Eintritt war ziemlich teuer (wie teuer weiß ich allerdings nicht mehr), aber dafür gab’s drinnen eine tolle Ausstellung, wunderschöne Bodenmosaike und eben die hübschen Laubengänge.


Tag 4 An unserem letzten vollen Tag sind wir mit dem Vaporetto einmal rausgefahren auf die Inseln in der Lagune. Nach etwa einer dreiviertel-Stunde war unser erster Halt Torcello, eine weitgehend naturbelassene Insel, die uns irgendwie nicht gereizt hat (vielleicht haben wir ihr aber auch nicht genügend Zeit gegeben). Danach haben wir nach Burano übergesetzt. Die Insel ist für ihre Spitzenstoffe und die bunten Häuser bekannt und huiuiui sind die bunt! So bunt, dass man das Gefühl man wäre in einer Legoland-Version von Venedig gelandet und gleichzeitig so gelassen und schön.


Danach waren wir noch auf der Glasbläserinsel Murano, wo man schon am Fähranleger von Menschen begrüßt wurde, die lauthals für Rundgänge durch das Glasbläser-Museum warben. Insgesamt kam mir die Insel vor wie ein großer Tourishop. Irgendwie gab es in jedem Laden die selben Dinge und ich habe mich dort nicht wohlgefühlt. Zurück in Venedig ging es dann an’s Koffer packen und den kommenden Morgen haben wir uns noch einmal ganz entspannt durch die Gassen treiben lassen.

Essen&Trinken

Bevor wir losgeflogen sind haben uns Bekannte einen sehr hilfreichen Tipp für Venedig gegeben: “Je größer die Auslage in den Schautheken und je lauter geworben wird, desto schlimmer das Restaurant und wenn es mit Bildern vom Essen wirbt, dann ist es ganz schlimm.” – und genau so ist es leider auch. Man liest immer wieder, dass man möglichst einen Bogen um die Touristenmenüs machen sollte. Davon gibt es nur leider ziemlich viele und es ist gar nicht mal so leicht die Perlen zu finden. Daher hier ein paar kleine Tipps:


Super leckere venezianische Tapas (also Kleinigkeiten auf Brot) gibt es bei All’ Arco – täglich frisch vom Markt und jedes Mal super lecker. Perfekt dazu: der hausgemachte Prosecco. Ich muss sagen: ich vermisse diesen Laden hier in Kiel sehr! Ebenfalls vermisst wird der wunderschöne Laden Prosciutto E Parmigiano – ein kleiner Feinkostladen, in dem man sich für etwas über zehn Euro eine ganze Platte mit leckerem Käse und Schinken zum Mitnehmen zusammenstellen lassen kann. Dazu noch frisches Brot & was leckeres zutrinken – fertig ist das Picknick!

Zu trinken gibt es ansonsten noch Spritz – ganz normal mit Aperol oder auch in anderen Variationen. Für schlappe 18 Euro mit Ausblick auf der Dachtrasse vom Hotel Danieli oder an so ziemlich jeder Ecke in Venedig ab etwa drei Euro. Leckere Cocktails gibt’s im Al Parlamento direkt am Kanal im belebten Viertel Canareggio. Super leckeres Eis hatte ich bei La Mela Verde mit super großen Kugeln zum fairen Preis. Und jetzt das Highlight: Tiramisu von I tre Mercanti. Ganz frisch gemacht und sooo gut! Solltet ihr je nach Venedig fahren geht dort hin & probiert alle Sorten durch!


Zu guter letzt noch der “Klassiker” – ein Espresso am Marcusplatz im Caffe Lavena. Drinnen kostet er 1.50 Euro und sobald man sich raussetzt kostet er schlappe 9 Euro. Wir waren drinnen.

Die Biennale Wie schon erwähnt waren wir nicht im Biennale Garten. Aber trotzdem haben wir ein wenig von der Ausstellung mitgenommen. Denn genauso wie die einzelnen Länderpavillons im Biennale Garten verteilt sind, gibt es auch Ausstellungen in ganz Venedig. Und die sind zum Teil sogar kostenlos. So sind wir dann doch in die ein oder andere Ausstellung gestolpert. Wie zum Beispiel diese hier von der  Conversion Recycle Group, die eine ganze Kirche auf Social Media ausgerichtet gestaltet haben. Inklusive Facebook-Kreuz und Instagram im Baum. Verrückt.


Fazit Venedig ist wirklich eine wunderschöne Stadt, aber leider vollkommen überlaufen von Touristen. Wenn man es schafft die sich immer wiederholenden Tourishops mit Masken und Plastikgondeln etwas auszublenden und die sich in den Kanälen stapelnden Gondeln (hauptsächlich voll mit winkenden asiatischen Großfamilien) mit Humor nimmt, dann kann man die Stadt auch wirklich genießen. Dazu kommt, dass die Stadt sehr teuer ist. Man sollte gerade wenn man auch mal in eine Ausstellung  oder Kirche hineingehen will das nötige Kleingeld einplanen. Gerade die touristischen Hotspots, wie der Marcusplatz und die umliegenden Gegenden sind wirklich sehr voll und in der Hauptsaison soll man sich wohl kaum noch durch die Gassen bewegen können. Von daher war ich sehr froh, dass wir in der Nebensaison dort waren. Die Temperaturen waren perfekt um nochmal etwas Wärme zu tanken, aber nicht zu heiß, sodass man gut die Stadt erkunden konnte. Dennoch hat mich die Stadt sehr begeistert. Die Tatsache, dass sich ein Großteil des Lebens dort im und am Wasser abspielt ist irgendwie faszinierend. Gerade deswegen war es auch so toll einen Balkon direkt am Kanal zu haben, so war man gleich morgens mittendrin – auch wenn man streng genommen ja an einer Hauptstraße gefrühstückt hat. Nach dem ersten Tag auf den Vaporettos hat bei mir witzigerweise alles nur noch gewankt, sodass ich fast schon landkrank geworden bin – was dann tatsächlich bis zur Rückkehr nach Deutschland angehalten hat und mich noch ein paar Tage lang an eine wunderbare Zeit in Venedig erinnert hat.


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