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Weniger Müll, Mehr Recycling – PolyMeer aus Kiel


Ich finde es immer wieder spannend zu sehen, wie viele nachhaltige Start-Ups es hier in Kiel inzwischen gibt, die in verschiedenen Coworking-Spaces in Kiel angesiedelt sind. Vor einiger Zeit bin ich via Instagram auf die Mädels von PolyMeer aufmerksam geworden, die Kunsttoffabfällen ein neues Leben einhauchen möchten.



Das klang so spannend, dass ich die vier in ihrer Werkstatt in der Alten MU, hier in Kiel, besucht habe, um etwas mehr über das Projekt herauszufinden. Hinter Polymeer stecken die vier Studentinnen Lena, Magdalena, Sofie und seit neustem auch Saskia, die frisch mit eingestiegen ist, weil Magda und Sofie Kiel für ein Auslandssemester verlassen. Im Rahmen ihres Geographie-Studiums sollten sie in einem Kurs ein Projekt entwickeln, das sich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt.

Die Idee war, dass sie aus Meeres-Plastik neue Dinge herstellen wollten. Das ist allerdings gar nicht so einfach, wie gedacht. Denn Plastik zu recyceln ist ein ziemlich komplexes Gebiet. Damit es weiterhin recyclebar bleibt, muss Plastik nämlich “sortenrein” verarbeitet werden. Darüber hinaus haben unterschiedliche Plastikarten unterschiedliche Schmelzpunkte und Eigenschaften, die sich für eine weitere Verarbeitung nicht kombinieren lassen. Daher werden beispielsweise PET-Flaschen separat gesammelt, um aus ihnen “sortenrein” neue PET-Flaschen herstellen zu können.

In der “großen” Recyclingwirtschaft nämlich nur ein kleiner Teil des Plastikmülls so richtig zu etwas neuem recycelt. Der Rest wird verbrannt und “thermisch verwertet” – also in Wärme für Haushalte oder zur Herstellung von Strom verwendet, da die Trennung und der anschließende Recyclingprozess oftmals viel zu aufwändig wäre. Auch machen es bestimmte Kombinationen oder Farbgebungen bei Verpackungen nahezu unmöglich diese so zu trennen, dass man sie recyceln kann. Und wer jetzt denkt “Aber wir Deutschen sind doch recycling-Vorreiter?!”, dem empfehle ich einfach diesen Artikel, in dem man sich ganz gut einen Überblick verschaffen kann oder diesen kurzen Beitrag aus dem ZDF, bevor ich hier noch weiter vom Thema abschweife.

Aus welchem Plastik etwas gemacht ist, kann man mittels einer Kennung auf dem Plastikteil herausfinden, ist dieses aber beschädigt oder die Kennung nicht mehr lesbar, wird es schwierig mit bloßem Auge herauszufinden. Dann helfen nur noch teure Testverfahren. Das ist auch einer der Gründe, weshalb überhaupt so wenig Plastik recycelt wird.

Genau das regt die Mädels von Polymeer auf – denn Plastik ist an sich ein Stoff, der dessen Eigenschaften für eine Mehrfachnutzung sprechen. Die Realität ist aber häufig, dass Plastikbehältnisse nach einmaliger Nutzung im Müll landen.

Um altem Plastik neues Leben einhauchen zu können, haben sich die Mädels zunächst einmal auf sortenreines Plastik konzentriert, dass sie kleingeschnipselt von Recyclinghöfen aus Schleswig-Holstein bekommen. Welche Eigenschaften hat welches Plastik, wie lässt es sich verarbeiten und wie ist es möglichst unschädlich für Mensch und Umwelt zu verarbeiten?


Dazu haben sie sich nach einer Opensource-Anleitung von “Precious Plastic” einen herkömmliche Ofen so umgebaut, dass eine speziell angefertigte Schmelzform hineinpasst. Diese wurde ihnen von einem Metallbauer gefertigt und hat eine polygonale Form, die nicht nur vom Design her vielfältig ist, sondern auch noch zum Namen des Projektes passt.

Mittels einer Winde lässt sich diese so in den Ofen einspannen, dass das Plastik beim Schmelzen in die Form gepresst wird und diese ausfüllt. Wenn alles gut geht, wird aus dem geschmolzenen Plastik dann ein Gefäß, dass man beispielsweise als Blumentopf, Vase oder als Schale für Krimskrams nutzen kann.



Doch nicht jedes Plastik ist dafür gleich gut geeignet. Einige verklebten die Form und ließen sich nur schwer herauslösen, andere sind wiederum nicht so geschmolzen, wie sie es sich erhofft hatten.


Bisher eignet sich am besten PE, welches häufig für sterile Verpackungen, Joghurtbecher oder in Styropor verwendet wird. Es wirft keine Blasen beim Schmelzen und härtet gut aus. Bis die Töpfe verkauft werden können, muss aber noch ein wenig experimentiert werden.


Damit die vier in der Zukunft nicht weiterhin auf Schreddergut vom Recyclinghof angewiesen sind, haben sie nun in einem Crowdfunding dafür geworben, dass sie sich einen eigenen Schredder zulegen möchten, um ihren eigenen Müll sortieren und wiederverwerten zu können. Die Ziele des Fundings wurden erreicht, falls ihr die Mädels aber auch noch unterstützen wollt, könnt ihr das noch bis heute Abend tun. Danach endet die Kampagne.

Ich bin auf jeden Fall gespannt, wann die polygonalen Töpfe von Polymeer zu haben sein werden! Wann das soweit ist, könnt ihr bei Facebook und Instagram verfolgen.

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