Zurück nach Südafrika – Teil 4: Ein Zelt irgendwo im Nirgendwo
Juchhu schon wieder Donnerstag und langsam wird es irgendwie zur Tradition, das hier immer Donnerstags schlechtes Wetter ist. Während vor meinem Fenster gerade die Welt untergeht, nehme ich euch doch umso lieber mit zurück nach Südafrika. Diesmal geht’s irgendwo in die Wildnis, etwa 50 km westlich von Port Elisabeth. Dort stehen im Amakhala Game Reserve drei Zelte mitten im Nirgendwo und erinnern daran, wie die Leute um 1920 herum wohl Südafrika erkundet haben. Kommt mit ins Quatermain’s 1920’s Safari Camp! [SELBSTBEZAHLTE UNTERKUNFT]

Die Idee für dieses besondere Safari Camp kam Gründer Riaan Brand während einer Zeit, als er selbst noch Safaris in einem anderen Game Reserve fuhr. Die Menschen waren eigentlich durchweg begeistert von den Safaris an sich, bemängelten aber, dass das Safarifeeling endete sobald sie zurück in ihre Lodges kamen. Dort war dann wieder Zivilisation pur: Klimaanlage, Pool und Elektrizität. Und so beschloss Riaan sein eigenes Camp zu gründen, dass genau dieses naturnahe Gefühl vermitteln sollte, was viele Menschen so vermissten.
Noch während der Konzeption lernte er seine heutige Frau kennen, die ebenfalls als Rangerin tätig war. Auch sie war begeistert von der Idee und so wurde alles angeleiert, um ein eigenes Camp zu gründen. Das erste Zelt wurde gebaut, die ersten Gäste kamen und schnell war klar, dass mehr Zelte nötig sein würden, um den Andrang an neuen Gästen bewältigen zu können.
Heute besteht das Camp aus drei Zelten mit je zwei Betten, einer kleinen Dusche und Toilette, einem großen überdachten Essbereich mit Feuerstelle und einem kleinen Haus, in dem gekocht wird. Riaan wohnt mit Kind und Kegel nur ein paar hundert Meter vom Camp entfernt. Früher haben er und seine Frau noch die Safaris gemacht, inzwischen haben sie ein Team aus vier Rangern und kümmern sich selbst um Buchhaltung und andere Dinge, besonders Riaan schaut abends aber gern nochmal auf ein Bierchen vorbei und plaudert eine Runde mit den Gästen.



Da das Camp mitten im Game Reserve liegt, kann es schon mal passieren, dass plötzlich eine kleine Antilope auf dem Weg steht. Wer jetzt aber Angst vor Löwen und Co hat, braucht sich keine Sorgen machen – das Quatermain’s Camp liegt in einem Teil des Parks, in dem es keine Raubtiere gibt.
Schon Beim ankommen gibt es das erste Safarifeeling – das Auto wird abgestellt, die Taschen umgeladen und es geht mit dem Land Rover weiter. Eingehüllt von rotem Staub geht es durch einen kleinen Teil des Parks über eine ziemliche Hoppelpiste zum Camp. Nach etwas Zeit zum ausschnaufen und einem schnellen Snack geht’s dann auch schon auf die allererste Safari.




Das Camp hat das große Glück, dass es quasi auf der Grenze zwischen zwei Game Reserves liegt. Dem wohl bekanntesten Park Shamwari (der inzwischen übrigens dem Scheich von Dubai gehört – man munkelt aber, dass er das gar nicht mehr auf’m Zettel hat) und dem Amakhala Game Reserve, das etwas kleiner ist. So bekommt man in den insgesamt vier Safaris viel Natur zu sehen und hat nicht das Gefühl immerzu die selbe Strecke abzuklappern. Und so gab es auch unglaublich viele Tiere zu sehen. Vom faulenzenden Geparden, über verliebte Löwen bis hin zu riesigen Elefanten im Morgengrauen. Ich muss ja sagen, wenn so ein Löwe dann direkt neben dem Auto entlangspaziert, geht einem schon ziemlich doll die Pumpe. Da kann man mir noch so oft sagen, dass noch nie etwas passiert sei, allein zu wissen, dass dieses Tier bei einem binnen Sekunden das Licht ausknipsen könnte – wuah. Aber wunderschön anzusehen sind sie allemal. Und wenn der Löwe schon ein Zebra hat, muss man sich auch fast keine Sorgen mehr machen.





Und natürlich ist auch für das leibliche Wohl gesorgt – morgens gibt es Kaffee und ein leckeres Frühstück, Mittags einen kleinen Snack, auf den Safaris ein Picknick und Abends leckeres Essen vom Lagerfeuer. Wir hatten Kudu-Eintopf am ersten Abend und am zweiten Tag ein Braai – also einen traditionellen südafrikanischen Grillabend. Immer dabei: Die beiden Lagerhunde auf der Jagd nach Pavianen und natürlich der Ranger des Tages, der Abends noch etwas aus dem Nähkästchen plaudert.
Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die Erzählungen von unserem Ranger Lunghi. Er hat vieles über die Natur von seiner Großmutter gelernt und, bevor er angefangen hat als Ranger zu arbeiten, hat er im Shamwari Reserve die Nashörner vor Wilderern beschützt und ist ihnen in seinen Schichten Tag und Nacht nicht mehr von der Seite gewichen und hat dabei so einiges erlebt.


Während man so isst und plaudert verschwindet langsam die Sonne und die Nacht bricht über das Camp herein. Mit Öllampe geht es dann durch den Busch zurück zum Zelt – immer auf der Ausschau nach Schlangen, die auf dem Weg rumliegen könnten. Nachts ist es im Camp dann so dunkel, dass man den wohl schönsten Sternenhimmel überhaupt sehen kann, während irgendwo in der Ferne die Löwen brüllen und die Grillen um einen herum im Busch zirpen und um die Ecke ein paar verrückte Paviane gröhlen. Ich würde sagen: Riaan hat genau das geschaffen, wovon er geträumt hat. Es war wirklich ganz wunderbar. Hach, ich will zurück!